Wie häufig kaufen wir eigentlich Kleidung ein, die uns schon nach kürzester Zeit nicht mehr gefällt und im Kleiderschrank ganz weit nach hinten rutscht? Die meisten kaufen lieber Neues nach, statt den Kleiderschrank mal wieder auszusortieren. Denn sind wir mal ehrlich – wer hat dazu schon Lust? Und wenn ein Loch in der Jeans ist, oder der Reißverschluss mal wieder klemmt, muss eine neue her. Doch wer sich für Slow Fashion statt Fast Fashion, also Upcycling, Secondhand und Co., statt billiger Massenproduktion interessiert, könnte mal bei Lisa und ihrem Mabon Kollektiv vorbeischauen.
Das Mabon Kollektiv ist ein solidarisches Projekt von Lisa Schneidersmann, das sich rund um Upycling und Secondhand dreht. Das solidarische Prinzip kennen einige vielleicht aus der Landwirtschaft, wie die Solidarische Landwirtschaft Darmstadt. Es gibt eine bestehende Gruppe, die monatlich einen individuellen Beitrag an eine Person, meist den Besitzer oder Organisator, abgibt. In diesem Fall ist das Lisa. Davon kauft sie dann neue Stoffe, Garn und weitere Materialien, mit denen die Gruppe in Workshops arbeiten kann. Dieser Beitrag erfolgt auf Vertrauensbasis – wer in der Gruppe mitmachen möchte, sollte also regelmäßig an den Terminen teilnehmen und die Beiträge zahlen.
Gemeinsam im Kollektiv Reparieren Statt wegwerfen
In Lisas Workshops erarbeitet die Gruppe alles gemeinsam. Zusammen lernen die Teilnehmer wie man Kleidung pflegen und reparieren kann, statt einfach wegzuwerfen. So kann man zum Beispiel Socken stopfen, Kleider umnähen und Reißverschlüsse von Jeans austauschen. Überflüssige Materialien können untereinander geteilt werden. Auch mit Farbe und neuen Mustern wird in den Workshops gearbeitet. Für Lisa ist das Schönste an der gemeinsamen Zeit, dass Leute mit gleichen Interessen zusammenkommen und sich austauschen können. Beim Arbeiten wird Musik gehört, jeder bringt etwas zum Essen mit und man kann ein wenig quatschen.
Den zweiten Teil des Mabon Kollektivs bildet der gemeinsame Kleiderschrank. Dort kann man sowohl Kleidung spenden, als auch untereinander tauschen. Sinn dahinter ist, dass man die Abwechslung im Kleiderschrank beibehalten kann und trotzdem auf Fast Fashion verzichtet. Und wem nach einer Woche die Klamotten nicht mehr gefallen, kann sie einfach wieder an Lisa zurückbringen. Neben den Kleiderspenden gibt es auch den Kleiderverleih für festliche und teure Kleidung. Für Events kann diese ausgeliehen werden. Das Gute daran: Die feste Gruppe gehört zusammen, alle kennen sich und können so Hemmungen abbauen.
Warum 150€ im Monat für Mode ausgeben
Lisas Traum war es mal einen Secondhandladen zu eröffnen. Problem dabei: In Darmstadt gibt es kaum frei verfügbare Ladenflächen und wenn doch, dann sind diese meist viel zu teuer. Durch Freunde vom Myzelium, eine Beratungsagentur, entwickelte Lisa im Frühjahr 2019 das solidarische Konzept. Im November erfolgte dann die Umsetzung des Projekts. Zu Beginn bekam Lisa erst einmal eine riesige Kleiderspende, womit sie einen Flohmarkt veranstaltete. Gut für sie, denn so kamen die ersten Interessenten. Dennoch ist es schwer neue Leute zu finden, die verbindlich bleiben wollen. Zwar interessieren sich einige für das Kollektiv, aber wenige haben Lust immer alle Termine wahrzunehmen und einen festen Beitrag zahlen zu müssen. Doch wie Lisa auch selbst sagt, warum 150€ im Monat für Mode ausgeben, statt einen kleineren Beitrag für sinnvolle Dinge zahlen?
Der Name des Projekts wurde sehr bedacht gewählt. Mabon bezeichnet eines der vier Sonnenfeste im Jahr, das auf unser Erntedankfest fällt. An diesem Tag holen wir Sachen ein, die die Natur uns gibt, und schätzen das wert, was wir schon haben. Kollektiv beschreibt die Gruppe, die mit den gegebenen Materialien arbeiten kann – in diesem Fall den Stoffen, die untereinander getauscht werden können.
Reine Überzeugung: Das Mabon Kollektiv
Lisa kann ihren Kleiderschrank überall dort aufbauen, wo sie will; auch die Workshops müssen nicht an einem festen Ort gehalten werden. Denn rechtlich gesehen ist das Mabon Kollektiv kein Laden. Sie macht trotz der Beiträge keinen Profit davon, weil sie dieses Geld für Materialien und Utensilien ausgibt. Das Kollektiv ist einzig und allein aus reiner Überzeugung entstanden.
Wer sich nun für das Mabon Kollektiv interessiert, kann sich gerne auf Instagram bei Lisa melden!