Heinerbike ist der kostenlose Lastenrad-Verleih in Darmstadt.
Im Selbstversuch erzählt unsere Autorin, wie der Verleih funktioniert.
UPDATE: Seit dem 14.04.2021 gibt es acht weitere Heinerbikes! Das Bölle-Bike und der Eberschlepper stehen dauerhaft vor dem Alnatura Supermarkt in der Heidelberger Straße 193, die Rhein-Rikscha und das RheinMein-Rad vor dem in der Rheinstraße und das Grafen-Cabrio und der Luisen-Laster vor dem in der Grafenstraße. Zwei weitere Räder stehen vorm Alnatura in Alsbach-Hähnlein: Der Bergstraßen-Bulli und das Pfarr-Rad.
Die E-Lastenräder sind wie die anderen Heinerbikes auch über die Heinerbike-Webseite buchbar und können für drei Tage am Stück kostenlos ausgeliehen werden.
Ich bin bekennende Autofahrerin. Mein Youngtimer ist Baujahr 1998 und wurde im selben Jahr zugelassen, in dem ich auf die weiterführende Schule kam. Und ich liebe ihn, auch wenn er langsam aber sicher auseinander fällt. Immerhin hat er noch die grüne Umweltplakette bekommen, rede ich mir die Lage schön. Wenn es darum geht, ihn durch ein neueres Modell zu ersetzen, legt sich meine Stirn nämlich nicht nur ob des emotionalen Werts meines Autos in Falten – sondern auch, weil ich mich frage, ob ich überhaupt noch eines brauche. Brauchen sollte?
Das Hauptargument für ein Auto in meinem Alltagsleben ist – neben der Bequemlichkeit, versteht sich – immer wieder seine Transportfunktion. Ich bin viel unterwegs und hasse es, vermeidbare Strecken zurückzulegen. Lieber überlege ich mir beim Verlassen von Haus und Hof gründlich, welche Stationen ich bis zur nächsten Heimkehr abklappern muss und lade Kofferraum und Rückbank voll mit allen Habseligkeiten, Einkaufskörben und Sportklamotten, die ich zwischendurch brauchen werde oder könnte. Das hat weniger mit Faulheit zu tun als mit Effizienz. Und: Ist auch mit einem noch so großen Gepäckträger an meinem geliebten Fahrrad nicht zu machen.
Packesel statt Kofferraum? Ein Experiment.
Die Lastenräder, die momentan zuhauf durch unsere schöne Stadt rollen, habe ich deshalb schon öfter etwas neidisch beäugt. Aber auch skeptisch: Ich finde es ja so schon manchmal schwierig, meinen Drahtesel sicher und kontaktfrei durch unsere bedingt fahrradfreundlichen Straßen zu manövrieren. Die Lastenräder aber sind nochmal gut einen Meter länger als mein Rad und ich frage mich, ob man damit wirklich noch halbwegs bequem durch die Stadt kommt. Und wie sieht das erst aus, wenn der Packesel voll beladen ist?
Zeit, das einfach mal auszuprobieren: Ich nutze den Umzug einer Freundin aus der Innenstadt ins Martinsviertel als Härtetest – Einkaufen fahren kann ja jeder! Auf den letzten Drücker habe ich eins der Heinerbikes bekommen können, von denen sechs schwer begehrte Exemplare durch Darmstadt fahren. Die kann man bis zu drei Tage am Stück ausleihen, immer wieder, und auch noch kostenlos!
So funktioniert’s: Mit Heinerbike ein Lastenrad in Darmstadt ausleihen
Nun bin ich es also, die auf einem dieser Statussymbole der Neuzeit sitzt und quer durch Darmstadt radelt. Unterstützt werde ich dabei auf dem 2,55 Meter langen “Schoppeschlepper” (einem Cargobike Cruiser Long der Marke Bakfiets) von einem Motor, der bis zu 25 km/h leistet. Die Lastenbox vor meiner Nase ist mit einer Regenplane ausgestattet, einen halben Meter breit und einen knappen Meter lang. Bis zu 80 Kilogramm dürfte ich darin transportieren, die könnten auch die Form von bis zu zwei kleinen Kindern haben, die auf einer hochklappbaren Sitzbank Platz finden. Ich kichere schon beim Blick auf den Umzugskarton, das Bild und die Monstera in meiner Box nervös.
Skepsis, die Erste: Die Manövrierbarkeit
Zugegeben: Die ersten paar Meter sind äußerst gewöhnungsbedürftig: Der lange Radstand sorgt für einen ähnlichen Effekt wie bei einem Umzugstransporter, Kurven wollen besser ausgefahren werden und generell bekommt das Prinzip “vorausschauendes Fahren” hier noch mehr Bedeutung als im Straßenverkehr ohnehin schon geboten. Ich suche mir eine ebene Freifläche und fahre mit meiner noch leeren Box Kreise.
Nachdem wir einen übrig gebliebenen Umzugskarton, eine empfindliche Pflanze und ein sperriges Bild in der Box verladen haben wird es gleichgewichtstechnisch nochmal etwas schwieriger – aber wieder nur für ein paar Meter. Erstaunlich schnell gewöhnt man sich an das neue Fahrgefühl. Den Motor schalte ich auf der kurzen, ebenen Strecke durch den Herrngarten nur testweise ein, aber ich bin begeistert: Intuitive Bedienung und angenehmes Fahrgefühl sorgen dafür, dass ich nach getaner Arbeit am liebsten gar nicht mehr absteigen würde.
Gut zu wissen: Die Reifen der Heinerbikes sind besonders robust gegenüber Scherben. Praktisch für den Stadtverkehr! Die Nabenschaltung hat sieben Gänge, die unabhängig vom Motor bedient werden können. Die Rollenbremsen der Bikes gelten als besonders wartungsarm – ich finde den Bremsweg relativ lang, was aber auch am Gewicht des Lastenrads liegen könnte.
Skepsis, die Zweite: Die Finanzierbarkeit
Mein zweites Argument gegen ein Lastenrad, die schwindelerregenden (wenn auch ob guter Qualität bestimmt meist gerechtfertigten) Preise, ist entkräftet bevor ich es überhaupt hervorbringen kann – denn von Kaufen braucht ja nicht die Rede sein. Niemand sagt schließlich, dass ich nur noch mit Lastenrad unterwegs sein soll. Für die Tage, wo ich wirklich ein Transportmittel brauche, kann ich mir gratis ein Heinerbike ausleihen, und an anderen Tagen habe ich mein reguläres Fahrrad. Guter Kompromiss, oder?
Damit bleiben für mich nur noch zwei Wermutstropfen übrig.
Skepsis, die Dritte: Die Planbarkeit
Die sechs Heinerbikes sind jeweils für die kommenden vier Wochen buchbar – und in der Regel schneller ausgebucht, als man gucken kann. Dass ich den SchoppeSchlepper, der aktuell direkt am Luisenplatz stationiert ist, so spontan noch für einen Tag bekommen habe, war ein absoluter Glücksfall. Beim Ausleihen ist man außerdem auf die Öffnungszeiten der Leihstation angewiesen: In meinem Fall war es ein Sonntag und die Station hatte nur von 10 bis 14 Uhr geöffnet. Dafür wurde ich extranett begrüßt und nach Abgabe auch wieder verabschiedet, menscheln mag ich.
Wer eines der Lastenräder braucht muss also vier Wochen im Voraus planen und dann schnell sein. Spontan mal eben ein Lastenrad ausleihen? Eher schwierig.
Was bleibt?
Skepsis, die Vierte: Die Bequemlichkeit
…und klar, das ist ein verdammt schlechtes. Aber trotzdem ein starkes – denn ich kenne mich gut genug um zu wissen, dass ich nicht bei sechs Grad und Nieselregen mit dem Lastenrad ins Mühltal fahren werde. Vermischt mit dem Thema Spontaneität, das mir ebenso wichtig ist, wiegt das dann doch relativ schwer.
Deswegen hoffe ich persönlich, dass mein Auto noch ein, zwei Winter übersteht – aber setze so oft ich kann auf Alternativen. Und für absehbare, gut planbare Gelegenheiten sind die Heinerbikes mein absolutes Mittel der Wahl!
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