Kann ein Wandel in einer kleinen Stadt wie Darmstadt eine globale Änderung bewirken? Transition Town beantwortet diese Frage mit einem eindeutigen JA. Die globale Initiative hat ihren Ursprung in England und ist mittlerweile auf der ganzen Welt in verschiedenen Städten lokal verwurzelt – auch als Transition Town Darmstadt. Denn so kann der Wandel nach Ansicht der Initiative funktionieren: Von unten. Die Bürger:innen kennen ihre eigenen Stadtgassen und Chancen am besten.
DER AUSLÖSER: EINE WELT IM WANDEL
Es ist 2005. Diskussionen über Peak-Oil und den Klimawandel dominieren das Leben vieler Wissenschaftler:innen, Medienformate und auch Privatpersonen. Als eine Antwort auf diesen unumgehbaren Zukunftswandel wirft eine Gruppe Menschen in Kinsale, England ihre Ideen und Motivationen, Pläne und Systementwürfe ,neu und alt, zusammen. Sie überlegen sich: Wie kann eine Utopie – eine für uns und das Klima vereinbare und perfekte Zukunft – entstehen? Nach kurzer Zeit wird das Transition Town Network gegründet. Anders als andere Klimagruppen wirft Transition Town niemandem die eigene Untätigkeit vor.
“Viele Klimagruppen haben ihren Ursprung im Akademischen”, erklärt Martin Huth – seit vielen Jahren Teil von der lokalen Initiative Transition Darmstadt. “Es wird viel diskutiert und wenig getan.” Während viele Initiativen den vermeintlich “verschwenderischen” Bürger:innen Druck zur Änderung machten, schenke Transition Town eine Vision – eine positive Version der Zukunft. Die Gruppe arbeitet sich rückwärts aus dieser Vision der Zukunft die Schritte heraus. Schritte, die nach und nach gegangen werden sollen, um das gemeinsame Ziel zu erreichen. Nachdem die erste Transition Town Initiative in Totnes 2006 gegründet war, breitete sich das Netzwerk zunächst in England, dann auf der ganzen Welt aus. Heute sind es mehr als 450 Initiativen weltweit, darunter alleine in Deutschland über 100.
DER PLAN: EINE STADT IM WANDEL – und so sieht der Wandel aus:
Das Stichwort bei Transition Town lautet: lokal. Alle Initiativen sind vernetzt und lernen von- und miteinander – agieren aber unabhängig vor Ort. Als die Darmstädter Initiative 2011 gegründet wurde, startete sogleich ihr erstes Projekt: die Permakulturwiese. Seitdem hat die Wiese nicht nur allerlei Aussaat, Pflege und Ernte erlebt – sie dient ebenso als Veranstaltungsort und Treffpunkt der Gruppe. Auch Schulen nutzen sie für kleine Reisen in die Welt der Kräuter und Natur.
Nach diesem Beginn kamen viele weitere Projekte hinzu. Das wohl größte eigene Projekt ist Heinerleih. Dieses Projekt habe sich in gewisser Weise verselbstständigt, so Martin Huth – häufig entstehen in gemeinsamen Visionen die Grundlagen für neue Projekte, derer sich dann einzelne Mitglieder annehmen und diese vorantreiben. Eins der bekanntesten Projekte der Initiative ist der Lastenradverleih Heinerbike. Dort kann man sich auch zu Corona-Zeiten gut engagieren, etwa als Lastenrad-Pate. Mit einem sehr geringen Zeitaufwand von circa fünf Stunden im Monat fährt man die Räder von Station zu Station oder zur Reparatur.
Ein Projekt der Transition Darmstadt-Initiative hängt indirekt auch mit unserer Seite zusammen: Die Wandelkarte, die ebenso wie unsere interaktive Stadtkarte auf der Startseite von Wandelbares Darmstadt auf der Karte von Morgen basiert, wurde im Sommer 2021 in der dritten Auflage gedruckt. Sie verzeichnet Orte in Darmstadt, an denen man nachhaltig orientiert konsumieren, Dinge erleben und Dienstleistungen in Anspruch nehmen kann. Neben der Darmstadt-Karte, die auch an Studierende im Erstsemester, Neubürger:innen und frisch gebackene Eltern verteilt werden, gibt es mittlerweile auch Versionen für Darmstadt-Nord und Darmstadt-Süd. Mehr Informationen zur Wandelkarte gibt es hier.
Immer wieder im Herbst und Winter organisiert die Initiative eine Filmreihe mit Filmen zum gesellschaftlichen Wandel: Bei freiem Eintritt können Interessierte einmal im Monat spannende Filme im Programmkino Rex anschauen, anschließend gibt es die Möglichkeit zur Diskussion. Das genaue Programm findest du hier.
Ende 2020 konnte die Initiative endlich auch die lange geplante Mitfahrbank an der Grube Prinz von Hessen realisieren: Einfach eine Bank zum Draufsetzen – oder du stellst anhand der Richtungsschilder ein Ziel (wahlweise Darmstadt, Ostbahnhof, Dieburg, Messel oder Roßdorf) ein und wartest auf jemanden, der dich im Auto mitnimmt. Aufgestellt wurde die Bank auf Anregung von Transition Darmstadt vom Grünflächenamt, der Richtungsanzeiger wurde vom Mobilitätsamt finanziert. Transition Town ist für die Wartung verantwortlich – wer sich ohnehin oft an der Grube aufhält und gelegentlich nach dem Rechten schauen würde, kann gerne eine E-Mail an mitfahrbank@transition-darmstadt.de schicken.
Was gibt es da noch?
Vernetzung und Kommunikation mit anderen lokalen Organisationen ist ein wesentlicher Faktor in der Initiative. Gemeinsam Gestalten heißt auch, sich nicht als einzig wahre Organisation der Zukunft zu labeln – davon kann bei TT Darmstadt ganz und gar nicht die Rede sein. Sie vernetzt sich unter anderem mit Intiativen wie “Klimanotstand Darmstadt”, “RepairCafés Darmstadt”, “Energiegenossenschaft Darmstadt” und der “Lokalen Agenda21”. Und nicht nur mit Klima-Initiativen arbeitet Transition Darmstadt zusammen: “Wir ziehen mit der Stadt an einem Strang”, bekräftigt Martin Huth.
DIE ZUKUNFT: DU IM WANDEL?
Nun kennst du viele der Werte und Ziele von Transition Town: Der Wandel hin zu einer postfossilen, enkeltauglichen Zukunft. Die sanfte und individuelle Rückbesinnung auf lokale Wirtschaft. Der lokale Fokus hilft mit einer Vernetzung von Unterstützenden, und Transition Darmstadt setzt auf Inklusion und gemeinsames Anpacken. Diese Zusammenarbeit wird auch durch den monatlicher Austausch der Darmstädter Klima- und Umweltgruppen ausgedrückt. Es gibt auch andere geplante Veranstaltungen in ihrem Kalender. Martin Huth findet es sei wichtig, dass die Projekte und Aktionen geldfrei nutzbar sind – damit würde dem Kapitalismus ein Schnippchen geschlagen, denn bei den Transition-Projekten sei es egal, ob man Geld für den Eintritt hat.
Wer sich bei Transition Darmstadt engagieren will, kann sich einfach bei Martin Huth melden. Mehrmals im Jahr gibt es online einen offenen Treff, zu dem jeder hinzukommen und sich einbringen kann – so viel oder so wenig er:sie will: “Man muss ja nur so viel Zeit investieren, wie man will. Ich mache zum Beispiel nur ein paar Stunden im Monat” , erzählt ein Mitglied beim offenen Treff und ergänzt: “Das Schöne daran ist, du kannst einfach machen. Du schlägst etwas vor und wenn sich vier bis fünf andere finden, wird das einfach gestartet”.
Andere Initiativen des gesellschaftlichen Wandels in Darmstadt:
Was wandelt sich? Die erste Darmstädter Klimarunde des Jahres 2023
Neues Jahr, neue Klimarunde Darmstadt! Wie zuletzt an jedem letzten Mittwoch eines Monats traf sich…
Was wandelt sich? Neuigkeiten aus der 28. Klimarunde Darmstadt zum November 2022
Wie an jedem letzten Mittwoch eines Monats hat sich die Klimarunde Darmstadt auch vergangene Woche…
Was wandelt sich? Neuigkeiten aus der 25. Klimarunde Darmstadt zum Sommer 2022
An jedem (ja, seit zwei Jahren wirklich an jedem!) letzten Mittwoch eines Monats trifft sich…