HeinerEnergie – die Bürgerinitiative, die sich erst im Mai dieses Jahres gegründet hat, steht für niedrigschwelligen Klimaschutz in Darmstadt. Dabei können Bürger:innen entweder selbst klimaneutralen Solarstrom erzeugen und nutzen oder andere Menschen bei der Umsetzung unterstützen. Wir haben mit Christian Schultheiß von Heiner*Energie gesprochen und stellen Euch deren Idee und Arbeit vor.
Aus einer Vision entsteht die Bürgerinitiative HeinerEnergie
Um diese Vision Realität werden zu lassen, berät und unterstützt das Team der Bürgerinitiative HeinerEnergie Privatleute bei der Bestellung von Stecker-Photovoltaikmodulen, mit denen jede:r ganz einfach klimafreundliche Energie selbst zuhause erzeugen und nutzen kann. HeinerEnergie hat sich erst im Mai dieses Jahres gegründet. Die Idee dafür kam „aus der Roßdörfer Ecke“, so Christian Schultheiß, und verweist damit auf den gemeinnützigen Verein Roßdorfer Energie-Gemeinschaft, kurz REG e.V., der sich in Roßdorf bereits seit vielen Jahren für niedrigschwelligen Klimaschutz durch Solarsteckermodule einsetzt. Claus Nintzel vom REG e.V. hatte sich an Christian Schultheiß gewandt, um ihn für die Umsetzung einer ähnlichen Initiative in Darmstadt zu gewinnen – und war erfolgreich. Es wurde der Kontakt zur bereits bestehenden Bürgerinitiative Klimaentscheid Darmstadt hergestellt und in einem gemeinsamen Kick-Off-Meeting über Zoom bekam die Idee Hand und Fuß. „Der Wille war da, etwas zu tun“, erzählt Christian Schultheiß.
Den Namen HeinerEnergie und das Logo hatte das Team der Bürgerinitiative Klimaentscheid Darmstadt bereits gefunden und entworfen. Auch die bestehende digitale Infrastruktur konnte die Gruppe um Christian Schultheiß nutzen und HeinerEnergie auf der Klimaentscheid-Website angliedern. Dann ging alles ganz fix: Schon acht Wochen nach der Gründung führte das Team von HeinerEnergie die ersten Beratungen und ein Webinar zum Thema „Balkonsolar“ durch.
Was macht HeinerEnergie konkret? – Beratung und Bestellung von Solarsteckermodulen für Darmstädter:innen
Die rund zehn aktiven Mitglieder von HeinerEnergie engagieren sich alle ehrenamtlich und die Bürgerinitiative verfolgt keine wirtschaftlichen oder politischen Interessen. Im Fokus steht alleine das Engagement für den Klimaschutz durch die Verbreitung von Wissen über die Erzeugung von Solarstrom – und die Motivation, dieses Wissen mit Hilfe von Solarsteckermodulen in die Tat umzusetzen. Die zwei großen Aufgabenbereiche des HeinerEnergie-Teams sind die Beratung der interessierten Privatleute, die Stecker-Photovoltaikmodule zur Erzeugung eigenen Solarstroms bestellen möchten, sowie die Organisation und Durchführung von Sammelbestellungen der Solarmodule.
Bei der Beratung stehen die individuellen Fragen und Anforderungen der Besteller:innen im Fokus. Zu einem festen Bestelltermin übernimmt das Team von HeinerEnergie die Bestellung der Solarmodule in Form einer Sammelbestellung. HeinerEnergie agiert als Organisator und Vermittler: Das Team führt die Bestellung durch, die Besteller:innen bezahlen aber direkt bei dem Lieferanten, der im Zweifelsfall auch haftet. Das Team von HeinerEnergie nimmt die Ware bei der Lieferung entgegen und organisiert an einem zentralen Ort in Darmstadt (letztes Mal am Umweltamt) die Warenausgabe für die Besteller:innen. Die Installation der Solarmodule müssen die Besteller:innen im Anschluss selbst durchführen. Das sei jedoch sehr einfach und könne mit wenigen Handgriffen erfolgen, erklärt Schultheiß, denn die Module seien genormt und modular aufgebaut. Nur im letzten Teilstück sei entscheidend, wo das Solarmodul angebracht werden soll: Am Dach oder am Balkon? Wie die Installation genau erfolgt, erfahren die Besteller:innen auch bei der Beratung durch das HeinerEnergie-Team.
Grüner Sonnenstrom: Wie funktioniert so ein Solarmodul?
„Jetzt wird es ein wenig technisch“, sagt Christian Schultheiß und lacht. Der Netztrom vom Stromversorger kommt im normalen Hausnetz mit 400 Volt an. Von dort wird er auf drei Leitungen aufgeteilt, so dass man aus der Steckdose die üblichen 230 Volt erhält. Indem das Solarmodul an die Steckdose gesteckt wird, schaltet man es auf eine der drei Phasen. „Das funktioniert dann wie ein umgedrehter Wasserkocher, der nicht Energie entzieht, sondern auf die Leitung speist“, erklärt Schultheiß. Wenn ein Verbraucher, zum Beispiel eine Waschmaschine, an der gleichen Leitung hänge wie das Solarmodul, dann werde direkt der produzierte Strom verbraucht. Sollte nicht ausreichend klimaneutraler Sonnenstrom erzeugt werden, weil es beispielsweise bewölkt ist, werde mit Netzstrom unterstützt. Dann habe man den günstigen Sonnenstrom auf der einen Seite und den teuren Netzstrom auf der anderen Seite, wodurch sich der Strombezug aus dem Netz und somit auch die Stromkosten reduzierten. Bei der richtigen Ausrichtung des Solarmoduls zur Sonne könne man so 60 bis 90 Euro im Jahr sparen. Zudem sei der Solarstrom verlässlich, denn im Gegensatz zum Netzstrom sei er nicht von Energiebörsen abhängig. „Das ist echte Bürgerenergie“, so Christian Schultheiß.
Die Leistung eines Solarmoduls wird in Watt Peak angegeben. Dabei handelt es sich um die maximale Leistung, die bei einem optimalen Sonnenstand und der richtigen Ausrichtung des Solarmoduls erreicht werden kann. Mit einem Solarmodul mit 370 Watt Peak könnten laut Christian Schultheiß im Durchschnitt und abhängig von der entsprechenden Jahreszeit etwa 80 bis 120 Watt pro Tag generiert werden.
Die Solarmodule können sowohl am Dach als auch am Balkon angebracht werden, sodass die Energieerzeugung mittels Solarstrom für Haus- und Wohnungseigentümer:innen, aber besonders auch für Mieter:innen, interessant ist. Bis zu zwei Module beziehungsweise 600 Watt Wechselrichterleistung dürfen selbständig angebracht werden, erst danach muss die Installation von einem:r professionellen Elektriker:in durchgeführt werden, so die gesetzlichen Vorgaben.
Die erste Sammelbestellung war ein voller Erfolg – die zweite kommt im Frühjahr 2022
Bei der ersten Sammelbestellung, die Heiner*Energie durchgeführt hat, wurden von den 130 Besteller:innen insgesamt 240 Solarmodule mit 340 Watt Peak bestellt – allesamt Restposten aus der Industrie. Für die nächste Sammelbestellung im Frühjahr nächsten Jahres stehen schon über 90 Besteller:innen auf der Warteliste. Dann werden leistungsstärkere Solarmodule mit 370 Watt Peak bestellt, für die die Besteller:innen pro Solarmodul etwa 270 € zahlen. Im Vergleich zu einer Einzelbestellung können sie nach Christian Schultheiß bei jedem Modul etwa 60 € sparen.
Klimaschutz durch Wissenstransfer – Mit dem Schneeballprinzip Großes leisten
Christian Schultheiß ist realistisch: „240 Module, das ist nicht der große Wurf in Sachen Klimaschutz. Aber das Ziel ist es, Wissen in die Welt zu tragen. Und wenn der Erste ein Solarmodul installiert, dann sieht es sein Nachbar. So verbreitet sich Klimaschutz nach dem Schneeballprinzip.“ Wenn viele Menschen jeweils einen kleinen Beitrag leisteten, dann entstehe in Summe ein großer Beitrag zum Klimaschutz. Und genau darum geht es HeinerEnergie: Eine Wissensbasis zum Klimaschutz und zu Stecker-Photovoltaikmodulen zu schaffen, dieses Wissen zu verbreiten und die einzelnen Bürger:innen bei der Umsetzung zu unterstützen. Damit das noch besser klappt, hat das Team von HeinerEnergie engagierte Pläne für die Zukunft.
Neben der nächsten Sammelbestellung, die bereits in Vorbereitung ist, sollen auch die internen Prozesse weiter optimiert werden, um die Bestellungen zu vereinfachen. Außerdem ist geplant, bis zum Ende dieses Jahres einen Schulungstag für Personen anzubieten, die gerne bei HeinerEnergie mitmachen und Beratungen für potentielle Besteller:innen durchführen möchten. Dort erfahren diese unter anderem, wie man die verschiedenen Bauteile kombinieren kann oder welche bürokratischen Mindestanforderungen existieren.
Mitmacher:innen gesucht! Einfach und lokal in Darmstadt etwas für den Klimaschutz tun
Das Team von HeinerEnergie freut sich über weitere Mitmacher:innen! Mitmachen kann jede:r, mit oder ohne Vorerfahrungen. Die einzigen Voraussetzungen: Das Interesse für den Klimaschutz und die Bereitschaft, ein bisschen technisches Know-How zu lernen. Die Bereiche, in denen man sich beteiligen kann, sind vielfältig. Interessierte können Beratungen durchführen oder bei der Organisation unterstützen. Bei der letzten Sammelbestellung hat Christian Schultheiß eine Bestellliste aus 500 Einzelteile zusammengestellt – das bedeutet auch eine Vielzahl an E-Mails, die eingehen und beantwortet werden müssen. Personen, die sich regelmäßig engagieren möchten, sind ebenso willkommen wie jene, die spontan helfen möchten. Helfende Hände werden vor allem bei der Ausgabe der Solarmodule an die Besteller:innen gesucht. Neben der Organisation der Ausgabe selbst müssen die Kartons sortiert, verladen und getragen werden.
Am 12. Dezember gibt es ein Zoom-Meeting für alle, die sich bei HeinerEnergie engagieren wollen! Die Kontaktinformationen dazu findest du unten in der Info-Box.
An dem Wochenende der letzten Ausgabe war das Team von HeinerEnergie 12 Stunden am Stück im Einsatz. Je mehr freiwillige Helfer dabei sind, desto besser kann die Zeit aufgeteilt und die Stundenzahl für die Einzelnen reduziert werden. „Wenn man sagt, ich will etwas für den Klimaschutz tun, aber ich weiß nicht wie – dann kann man hier vier, fünf oder mehr Stunden aktiv sein und sagen, ja, ich habe etwas getan. Das ist auch die Motivation bei allen, die mitmachen. Und es macht zufrieden, wenn man dann das Resultat sieht, wofür man die Zeit investiert hat“, findet Christian Schultheiß. Denn was beim Klimaschutz zählt ist: Jede:r muss mal anfangen. Und das geht bei HeinerEnergie ganz leicht.