Ausgelesen, abgebrochen, aussortiert: Es gibt viele Gründe, Bücher loswerden zu wollen. Der nächste Flohmarkt ist eine gute Idee, wegwerfen eine weniger gute. Eine der schönsten und unkompliziertesten Möglichkeiten sind öffentliche Bücherschränke. Und davon gibt es eine Menge in Darmstadt.
Nicht nur, dass Bücher ziemlich ressourcenintensiv produziert werden – da draußen gibt es sicher jemanden, der sich über genau dieses Buch freuen würde, dass wir gerade loswerden wollen. Zum Beispiel jemanden, der es sich neu nicht leisten kann oder mag. Jemanden, dem es durch Zufall in die Hände fällt und genau dieses in genau seiner Lebenssituation gut gebrauchen kann. Oder einfach einer echten Leseratte, die nie genug bekommen kann. Am Ende des Tages ist Wegwerfen der Bücher in den wenigsten Fällen eine gute Option – und Teilen in den meisten die beste.
Aber was genau ist nun eigentlich ein Öffentlicher Bücherschrank?
Die Idee zum öffentlichen Bücherschrank entstand laut Wikipedia in den Neunzigern, aber wer weiß, ob das stimmt. Fakt ist, dass das Künstlerduo Clegg & Gutmann 1991 solche öffentlichen Bücherschränke in Graz und Mainz als künstlerischen Akt einrichtete – und bemerkenswert, dass im betreffenden Wikipedia-Artikel ausgerechnet unsere schöne Heinerstadt neben Hannover als Standort einer der ersten, scheinbar davon inspirierten “kostenlosen Freiluft-Bibliotheken” genannt wird.
Und “kostenlose Freiluft-Bibliothek”, das ist wohl eine der treffendsten Bezeichnungen für das Prinzip der öffentlichen Bücherschränke. Das Prinzip ist wie folgt: An einem öffentlich zugänglichen Ort steht ein Bücherregal, möglichst witterungsgeschützt. Darin stehen Bücher, die niemandem und allen gehören. Wer mag, kann sich daran bedienen. Im Idealfall stellt er für jedes Buch, dass er entnimmt, ein anderes hinein, das ist aber kein Muss. Und wer gut erhaltene Bücher verschenken will, kann sie einfach hinein stellen.
So einfach ist der öffentliche bücherschrank
Mittlerweile hat sich das Konzept deutschlandweit etabliert, es gibt sogar von einem Kölner Architekten extra für diesen Zweck entworfene und mittlerweile 450 mal aufgestellte wetterfeste Bücherschränke aus Stahl und Acrylglas. In Hamburg fahren in rund 150 Linienbussen rollende öffentliche “Buchhaltestellen” quer durch die Stadt. In Darmstadt hat man von der Anschaffung an Designobjekte erinnernder Bücherschränke im vierstelligen Bereich abgesehen und stattdessen ganz einfach gebrauchte Regale und Schränke wetterfest gemacht. Funktioniert genauso gut.
Die beiden öffentlichen Bücherschränke vor der Buchhandlung am Markt zum Beispiel wurden durch Spenden finanziert und werden von Ladeninhaberin Imke Karrock und ihrem Team betreut. Die freut sich, dass die Bücherschränke so gut genutzt werden: Kaum ein Buch bleibt hier länger als ein paar Tage stehen, erzählt sie. “Die Bücherschränke sind für uns eine echte Bereicherung”, erwidert sie auf die Frage, ob sie keine Angst vor einer geschäftsschädigenden Wirkung der Gratis-Regale hat. “Es ist ein schönes Nebeneinander!”
Damit das Prinzip “Öffentlicher Bücherschrank” funktioniert braucht es allerdings verantwortungsbewusste Nutzer – und im Idealfall auch Paten, die die Schränke gelegentlich aufräumen, Türen und Witterungsschutz kontrollieren und gegebenenfalls reparieren, so wie im Fall der Bücherschränke am Marktplatz das Team der Buchhandlung. Schade, wenn jemand ein mehrbändiges Lexikon von 1992 loswerden will und damit die öffentlichen Schränke vollstellt, von Vandalismus mal ganz abgesehen. Schön, wenn Menschen ihre Freizeit nutzen um die Schränke zu sortieren, zu befüllen und zu pflegen. Noch schöner, wenn jemand sein neues Lieblingsbuch für einen leseintensiven Herbst und Winter im öffentlichen Bücherschrank findet.
Und wo sind jetzt die öffentlichen Bücherschränke in darmstadt?!
Welches ist euer liebster öffentlicher Bücherschrank in Darmstadt? Haben wir in unserer Auflistung noch einen vergessen? Und wo mangelt es vielleicht ganz gehörig an einem öffentlichen Bücherschrank? Schreibt uns gerne eine Email!
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