Was drauf steht ist auch drin: Lejla’s Vintage und Secondhandshop zeigt von innen wie auch von außen Vintage Vintage Vintage. Nasih und Lejla leben seit zwanzig Jahre in Darmstadt und schon seit ihrem Studium beschäftigen sie sich leidenschaftlich mit Mode aus zweiter Hand. Die von dem Ehepaar angebotenen Kleinmöbel und Spiegel erinnern an den großen Vintage Interior Hype der letzten Jahre. Doch hier wird kein Hype gelebt, sondern ein sich durch zwölf Jahre durchziehender Stil.
An einer Ecke im Martinsviertel, bei der sich zwei schmale Straßen treffen, ist der Secondhandshop Lejla´s angesiedelt. Die Schaufenster sind reichlich gefüllt. Neben Küchenbehältern auf Kommoden stehen Schuhe, Lampen, aber auch Geschirr. Es erinnert an ein Wimmelbilderbuch aus der Kindheit – nach längerem Betrachten fällt dem/der Betrachter*in immer wieder etwas Neues ins Auge. Am Eingang des Ladens findet man eine große Auswahl an runden Körben. Wenn man von hier aus in den Laden blickt, sieht man Nasih Hijazi bei seinem Alltag: In der Mitte des Geschäfts steht er, umkreist von schummrigen Licht, an der Ladenkasse. Nasih nimmt neue Ware an, schätzt den Preis und bespricht sich mit den Kund*innen. Beim Öffnen der Ladentür kratzt sie leicht über den Holzboden und kündigt vorsichtig die neue Kundschaft an. Begrüßt durch den Besitzer und einen leichten Ledergeruch versteht man beim Betreten des Geschäfts, wieso Secondhand unter den Begriff Slow Fashion fällt.
Secondhand Mode: Die Königin der Nachhaltigkeit
Aber was kann man darunter verstehen? Rund 7.000 Liter Wasser verbraucht die Produktion einer einzigen Jeans. Zudem werden in der Textilindustrie bei der Verarbeitung von Rohstoffen um die 3.500 krebserregende, hormonell wirksame oder anderweitig giftige Chemikalien freigesetzt – nur um die Rohstoffe zu bunt bedruckter Kleidung zu verarbeiten. Um dem entgegen zu wirken haben sich in den letzten Jahren neue Marken gebildet, wie Armed Angels oder Manda. Solche Labels setzen darauf, fair hergestellte Mode zu mit möglichst umweltfreundlichen Materialien und Stoffen zu produzieren. Jedoch kann keine nachhaltige Mode mit Secondhand mithalten: Gebrauchte Kleidung ist bereits in einer unzähligen Masse im Umlauf.
Eine Milliarde Kleidungsstücke werden kaum getragen
Eine von Greenpeace durchgeführte Online-Umfrage aus dem Jahr 2015 beschreibt ein umfassendes Bild des alltäglichen Umgangs mit Mode in Deutschland. Dabei wurden rund 1.000 Personen zwischen 18 und 69 Jahren befragt. Die meisten Proband*innen besitzen 50 bis 100 Teile im Kleiderschrank. Jedoch hortet ein Drittel der befragten Personen über 300 Kleidungsstücke. Von diesen Schrankleichen wird jedes Fünfte so gut wie nie getragen. Das summiert auf eine Milliarde Kleidungsstücke, die ungenutzt im Schrank liegen. Somit ist das vorhandene Potential für Mode aus zweiter Hand in Deutschland noch nicht ausgeschöpft. Gerade diese Verfügbarkeit macht Secondhandmode so nachhaltig: Denn kauft man mehr Mode aus zweiter Hand und weniger Neuware werden keine neuen Rohstoffe gebraucht. Die Produktion wird nicht weiter angekurbelt und die Chemikalien gelangen nicht in die Umwelt. So wird der Verschleiß unserer Welt verlangsamt und die Belastung von Mensch und Umwelt gesenkt. Erst recht in Darmstadt ist das Angebot an verschiedenen Geschäften und Aktionen riesig. Am Ende des Artikels findest du in der Infobox eine Auflistung aller Secondhand Shops in Darmstadt.
Selbstständig mit Secondhand in Darmstadt
Bei Lejla´s ist Secondhand Mode Lebensgefühl und Tradition – Slow Fashion durch und durch. Neben Autos, die man gedämpft von draußen vorbeirauschen hört und den Gespräche von Menschen, die am Laden vorbeilaufen, herrscht im Laden alles andere als Shopping Stress. Das Radio dudelt leise vor sich hin, während sich drei bis vier Kund*innen in verschiedenen Sprachen gegenseitig beraten. In einem Gang schläft ein Baby ruhig in seinem Kinderwagen, während die Mutter nach neuer Kleidung stöbert. Ab und an dominiert Nasihs ruhige Stimme die Geräuschkulisse, während er neuen Kund*innen das System des Kommissionsverkaufs erklärt. „Du kannst mir die Ware zwei Mal die Woche vorbei bringen, am Dienstag und am Donnerstag. Die Laufzeit beträgt vier Wochen und wir teilen den Preis halbe-halbe. Nach den vier Wochen zahle ich dir von der verkauften Ware deinen Anteil aus, und die nicht verkaufte Ware gebe ich dir dann wieder zurück.“
Im privaten Kleiderschrank des Ehepaares sind auch einige Secondhand-Teile zu finden. Seit zwanzig Jahren leben Nasih und Lejla in Darmstadt und beschäftigten sich schon vor ihrem eigenen Geschäft mit Mode aus zweiter Hand. Zunächst vertrieben sie ihre Ware online, bis sie dann 2008 einen Secondhandshop in der Liebfrauenstraße 59 und dadurch ihren Traum verwirklichten. „Wir fanden ein stationäres Geschäft einfach persönlicher und das hat uns damals gefehlt“, erklärt Nasih.
Einzigartig in einer Secondhand Hochburg wie Darmstadt
Schmale Gänge bilden sich zwischen den Tischen und Kleiderständern durch kleine Regale und Spiegel. Die Kleidung wird nach Farben sortiert. Besonders an Lejla´s ist das Angebot an Kleinmöbeln, Leuchten und Accessoire. All das, was über die Ladentheke geht, ist die Entscheidung der Ladenbesitzer. Spiegelt sich ihr Stil in einem Teil nicht wieder, kommt es auch nicht in den Verkauf. Wenn man sich umsieht erkennt man diesen roten Faden sehr schnell: Die meisten Teile von Kleid über Schuhe bis hin zur Tasche sind casual und zeigen wenig bling bling. Mittig im Raum befindet sich ein runder Tisch, auf dem in mehreren Kreisen Sneakers stehen. Von Adidas über Vero Moda bis hin zu Gabor – Lejla´s bedient ein weites Markenspektrum zu einem sehr viel geringeren Preis, als es bei neuen Produkten der Fall wäre. Auf der Suche nach bestimmten Labels wird man hier auch fündig: Zum Beispiel Sneaker von Nike für 30 statt 100 Euro. Um das Angebot zu vervollständigen kann man hier neben günstige Kleidungsstücken auch Geschirr und Schmuck entdecken. Diese Einzelstücke findet man in Vitrinen, die im Ladenraum verteilt stehen. Sie werden angestrahlt von vielen Lampen, die auch zum Verkauf stehen. Die meisten davon sind kleinere Glaskronleuchter. Die Decken- und Stehlampen werfen eine Mischung aus bläulichem und schummrigem Licht in den Raum. Das Kauferlebnis lässt sich am besten mit den Worten des Besitzers beschreiben:
„Besonders an unserem Laden ist, dass du hier zwei oder mehr Runden drehst und du dir ziemlich sicher sein kannst, dass du immer wieder etwas Neues entdeckst“, erklärt Nasih mit einem Lächeln in seinem Gesicht.
- Lessik Vintagemarkt in Griesheim
- Oxfam Buchladen, Schulstraße 16 Öffnungszeiten: Mo-Fr 10-18 Uhr, Sa 10-17 Uhr
- Oxfam Shop, Rheinstraße 12b Öffnungszeiten: Mo-Fr 10-18:30 Uhr, Sa 10-14 Uhr
- Pompadour, Schuknechtstraße 1 Öffnungszeiten: Mi-Fr 10-13:30 Uhr und 15-18:30 Uhr, Sa 11-16 Uhr
- Resales, Ludwigstraße 7 Öffnungszeiten: Mo-Sa 10-19 Uhr
- Schrankgeflüster, Dieburger Straße 20 Öffnungszeiten: Mo-Fr 10-18 Uhr, Sa 10-14 Uhr
- Strohhut Second Hand (+ Vintage) / Gagernstraße 4
- Dejavu First & Second Hand Mode / Elisabethenstraße 52-54
- Schatzkiste, Deutsches Rotes Kreuz / Dieburger Str. 20
- D’aversa Second Hand / Adelungstraße 16 (edlere Mode)
Das ist echt ein schöner Laden im Martinsviertel, habe da früher oft vorbei geschaut, als ich noch öfter im Martinsviertel war!
Danke auch für die Hintergrund-Infos zur Kleidungs-Industrie bzgl. Nachhaltigkeit.
Finde Eure Seite echt toll! Haben gerade zusammen einen kleinen Blog aufgesetzt, der sich pragmatischen Infos zum (möglichst) klimaneutralen Leben widmet – wir sind übrigens vier H_DA-Alumnis 😉 Das ganze ist aber noch im Aufbau, wenn wir eine entsprechende Sektion haben, würde ich Euch dort gerne verlinken.
Viele Grüße!
Hallo Ludwig,
vielen Dank für deinen Kommentar! Es freut uns sehr, dass dir der Artikel, das Lejla’s und vor allem natürlich unsere Seite so gut gefällt. Wir haben uns bei euch auch mal umgeschaut und freuen uns natürlich sehr, wenn ihr den passenden Rahmen findet, uns zu verlinken!
Liebe Grüße von h_da Alumni zu h_da Alumni,
Lisa & das Team von WaDa
Danke für den Beitrag zu kleidung second hand. Ich habe lange gesucht, um hilfreiche Informationen dazu zu finden, weil sich meine Schwester dafür sehr interessiert. Die Infos hier werde ich ihr mal weitergeben.
Ich denke auch, dass es wichtig ist, Kleidung ein zweites Leben zu geben. Ich kaufe auch gerne Second-Hand-Sachen. Da findet man oft die schönsten Sachen!