Immer mehr Menschen möchten ihren Konsum nachhaltiger gestalten. Schließlich setzt jede Kaufentscheidung Impulse für die Wirtschaft. “Vote with your wallet” oder “mit der Geldbörse abstimmen” heißt das Credo des kritischen Konsumenten. Unser Geld macht seinen Einfluss jedoch nicht bloß an der Ladentheke geltend: Von Verbrauchern bisher noch vergleichsweise wenig Beachtung findende Möglichkeiten bietet die Welt der Finanzen.
Wenn man nachhaltig konsumieren möchte, gibt es gerade in Darmstadt viele schicke und spannende Möglichkeiten. Dies beweist nicht zuletzt unsere Wandelkarte für Darmstadt. Da erscheint die Frage nach dem grünen Tagesgeld- oder Girokonto eher als vergleichsweise unspektakulär. Warum es sich dennoch lohnt, sich mit dem Thema zu befassen, erklären wir euch im nachfolgenden Beitrag.
Viele Banken investieren die Einlagen ihrer Kund*innen nämlich in ökologisch und ethisch fragliche Zwecke wie Nahrungsmittelspekulationen, fossile Brennstoffe und Massentierhaltung. Nachhaltige Banken hingegen schwören von derartigen Anlagemöglichkeiten ab. Das Sparguthaben der Kund*innen wird stattdessen in Bereiche wie energieeffizientes Bauen, erneuerbare Energien und ökologische Landwirtschaft investiert.
Grüne Anleihen sind genauso rentabel wie konventionelle
Ausschließlich in nachhaltige Anlagen zu investieren galt bis vor einigen Jahren noch als relativ risikoreich: Es ist an der Börsen gängige Praxis, in viele unterschiedliche Produkte zu investieren um große Verluste zu vermeiden. Schwächelt ein Wertpapier, gleichen besser laufende Anlagen dieses aus. Das Angebot für nachhaltige Investitionen war lange zu gering und nicht vielseitig genug, um die Risiken effektiv zu streuen. Die Situation hat sich jedoch drastisch geändert, da ein regelrechter Nachhaltigkeitstrend in vielen Lebensbereichen ausgebrochen ist. Nun möchte selbst die Europäische Union im Rahmen ihres Green Deals bis zu eine Billion Euro für nachhaltige Investitionen mobilisieren. Zudem möchte sie künftig nachhaltige Finanzprodukte mit einem entsprechenden Siegel kennzeichnen.
Nachhaltige Investments könnten alles ändern
Wir haben Ralf Petit getroffen, um mit ihm über das Thema zu sprechen. Der Darmstädter Anlageberater und Finanzexperte hat sich auf soziale und ökologische Investitionen spezialisiert. Auf die Frage, wie viel sich ändern würde, wenn mehr Menschen ihr Geld zu nachhaltigen Banken bringen würden, antwortet er selbstbewusst: “Alles!” Für Unternehmen ist der Zugang zu günstigen Krediten äußerst wichtig. Sie brauchen das Geld, um Investitionen in ihre Wettbewerbsfähigkeit zu machen oder um sich in Krisenzeiten über Wasser zu halten. Würde die Refinanzierungsfähigkeit von Firmen künftig von ihrer Nachhaltigkeitsbilanz abhängen, wäre das ein starker marktwirtschaftlicher Anreiz für ökologische Reformen.
Als Beispiel für eine grüne Anlagemöglichkeit führt Petit den Kiri-Baum auf: Der japanische Wunderbaum gilt als die am schnellsten wachsende Baumsorte der Welt. In nur zwölf Jahren erreicht sie einen Stammdurchmesser, für den eine deutsche Eiche bis zu 80 Jahre benötigt. Das Nutzholz des Kiri ist erstaunlich leicht und für das niedrige Gewicht dennoch relativ stabil. Das optisch ansprechende Holz wird neben Möbeln auch gerne für Surfbretter und Gitarren verwendet.
Das wichtigste Argument für Herrn Petit um sich mehr mit Finanzfragen zu beschäftigen ist die Hebelwirkung, die Banken ausüben. Jede Bank darf nämlich für jeden Euro Sparguthaben ihrer Kunden bis zu zehn Euro durch Kredite vergeben. Man kann durch ein Girokonto bei einer nachhaltigen Bank den eigenen ökologischen Fußabdruck also praktisch verzehnfachen, und das noch bevor man einen einzigen Euro ausgegeben hat. Denn nun mal Butter bei die Fische: Wer in Darmstadt nachhaltig leben möchte, zahlt meistens drauf. Gerade Geringverdiener können sich den Aufpreis für Bioprodukte und fair gehandelte Ware oft nicht leisten. Für sie ist ein Konto bei einer solchen Bank also eine gute Methode um “mit der Geldbörse zu wählen”.
Wie alltagstauglich sind nachhaltige Banken?
Die Idee, ein Girokonto bei einem nachhaltigen Kreditinstitut einzurichten, hängt für viele von der Frage ab, wie leicht man im Alltag an Bargeld kommt. Glücklicherweise sind viele ökologische Geldhäuser eine Kooperation mit den Volks- und Raiffeisenbanken eingegangen. Das erlaubt den Kund*innen kostenlos Bargeld von den Automaten der Volksbanken abzuheben.
Wer interessiert ist, jedoch jetzt nicht weiß, wie er nun die richtige Bank für sich auswählen soll, hat Glück. Die Verbraucherzentralen haben nämlich eine hilfreiche Übersicht erstellt. Mit ihr kann sich jeder ganz leicht selbst einen Überblick über die individuellen Schwerpunkte der Banken in puncto Nachhaltigkeit und Soziales verschaffen. Auch bei Utopia gibt es eine gute Übersicht über “die besten grünen Banken” – inklusive einiger reiner Banking-Apps wie etwa der derzeit viel gehypten Tomorrow-App.
Für alle anderen haben wir unten in unserer Infobox eine Auswahl an grünen Banken mit kostenlosen Geldautomaten in Darmstadt zusammengestellt.