Neben mir drängen sich Studentinnen, Mütter mit ihren Töchtern und vereinzelt ein paar Vertreter des männlichen Geschlechts zwischen den Kleiderständern. Durch Gesprächsfetzen hindurch hört man den Kaffeeautomaten und die Nähmaschinen surren. Nervöse Finger streichen über die verschiedensten Stoffe und ruhen nur kurz auf einzelnen Teilen, bis sie etwas gefunden haben.
An diesem Samstagvormittag trudeln nicht nur Studierende in das Glaskasten Café auf dem Campus der Hochschule Darmstadt ein. Denn zum zehnten Mal organisiert Greenpeace in Zusammenarbeit mit der Asta der h_da eine Kleidertauschparty. Ingrid Schönhardt arbeitet seit der ersten Party mit. „Im Glaskasten ist der Prozess der Kleidertauschpartys etabliert, deswegen läuft es relativ reibungslos ab.“ Der größte Aufwand sei die Pressearbeit im Vorfeld, erklärt Inge. Das Prinzip von Kleidertauschpartys ist simpel. Man bringt eigene Teile mit und sucht sich neue aus. Wenn einem nichts gefällt, nimmt man auch nichts mit.
Heute haben um die 30 Leute ihre Kleidung abgegeben und suchen nun nach neuen Schätzen. Nachdem ich einige Teile gefunden habe, stelle ich mich zu den Anderen vor die Umkleiden, die aus unbehandelten Holzlatten und Stoffplakaten zusammengebaut wurden. Ein paar Mädels sind besser vorbereitet, denn sie tragen enge Tops und Hosen um in leeren Ecken des Raumes ihre Funde anzuprobieren.
Nach einiger Wartezeit wird eine Kabine frei. Ein Pullover gefällt mir besonders gut, obwohl er etwas zu groß ist. Dafür gibt es auch eine Lösung: Zwei Schneiderinnen sind vor Ort und nähen die Kleidung passend um. Und das kostenlos. Der Pulli ist in fünf Minuten enger genäht. Die letzten Teilnehmer laufen ihre Runde um die Kleiderständer. Nach knapp anderthalb Stunden ist es auch schon vorbei.
Und Was passiert mit der Kleidung, die übrig bleibt in darmstadt?
Die Kleiderständer und Tische sind noch nicht leer. Die restlichen Kleider werden bei Oxfam, einem Secondhandshop in Darmstadt, abgegeben. Die Teile, die Kindern passen, werden nach Rumänien in ein Kinderheim geschickt. Die übrig gebliebene Männerkleidung wird der Bahnhofsmission überreicht, welche sie dann an Obdachlose weitergibt. „Und die besonders schönen Sachen, die behalte ich für die nächste Kleidertauschparty“, meint Ingrid Schönhardt.
Insgesamt hat mir die Organisation und Aufmachung der Kleidertauschparty sehr gut gefallen. Es war alles ansprechend präsentiert und wirkte nicht wie Ramsch. Einige Helfer haben sich darum bemüht, dass das auch während der Veranstaltung so bleibt. Die Abteilung für Männer war sehr mager. Gerade mal einen Kleiderständer gab es für die Herren. Im Vergleich: Wir Frauen konnten uns an drei Ständern und einem Wühltisch bedienen. Inges Beobachtung nach waren nur zehn Prozent der Teilnehmer der letzten Kleidertauschpartys Männer. Es werden jedoch bei jeder Party etwas mehr. Also Männer: Je mehr von euch kommen, desto mehr gibt es auch zu stöbern!